CLTs funktionieren unter den Bedingungen kapitalistischen Wirtschaftens, weisen als Möglichkeit, nicht-gewinnorientierten Wohnraum und andere Nutzungen auf der Grundlage von Bedürfnissen, nicht von Profiterwartungen, herzustellen und dauerhaft zu sichern, aber gleichzeitig darüber hinaus. Auf diese Weise zeigen sie, sowohl auf diskursiver als auch auf projektbezogener Ebene Alternativen zur marktbasierten Wohn- und Gewerberaumversorgung auf.
Die Vorteile des CLT-Modells
Die Vorzüge des CLT-Modells lassen sich wie folgt zusammenfassen: CLTs entziehen Grundstücke dauerhaft dem spekulativen Markt und führen sie einer sozialorientierten Nutzung zu. Sie begrenzen, teilen oder schließen die Möglichkeiten individuellen Profits ganz aus und sichern so die langfristige Bezahlbarkeit ihres Wohn- und Gewerberaumbestands bzw. anderweitiger Nutzungen. Sie demokratisieren die Bereitstellung und Verwaltung von Wohnraum und fördern nachbarschaftliche Selbsthilfe und „community control“ – wobei es verschiedene Auffassungen über die Ausformung der jeweiligen Community gibt. CLTs wirken den Prozessen von Gentrifizierung und Desinvestition gleichermaßen entgegen und schließen mögliche staatliche oder private Subventionen in die Projekte ein, statt sie in private Gewinne zu überführen. Sie stellen auf diese Weise Wohn- und andere Räume auf der Grundlage von Bedürfnissen bereit und sichern diese dauerhaft vor etwaigen zukünftigen Spekulationsinteressen.
Impulse für hiesige stadtpolitische Debatten
In diesem Sinn kann das CLT-Modell auch für die stadt- und wohnungspolitischen Debatten im deutschsprachigen Raum eine wertvolle Anregung bieten. Zum einen würde es den hiesigen gemeinschaftlichen Wohnmodellen ein dezidiert sozial- und nachbarschaftlich orientiertes Modell hinzufügen. Auf diese Weise können CLTs einen Weg aus der in vielen Wohnprojekten und Genossenschaften vorhandenen, jedoch nicht immer gewünschten Tendenz zu Homogenität aufzeigen und diese (wieder) stärker auf einen größeren Solidargedanken und einen über die jeweilige Klientel hinausreichenden Anspruch verpflichten. Zum anderen könnten aber auch einzelne Aspekte des Modells neue Richtungen aufzeigen. Gerade die in den CLTs sehr ausdifferenzierten, sozial ausgerichteten Möglichkeiten des Erbbaurechts sowie das Prinzip der zweiteiligen Eigentumsstruktur (verstanden als Schaffung externer Kontrollentitäten) sind für hiesige stadtpolitische Auseinandersetzungen anschlussfähig. Sie könnten in den Diskussionen zur Neuausrichtung der Liegenschaftspolitik, aber auch zur Rekommunalisierung privatisierten, ehemals öffentlichen Eigentums wertvolle Anregungen liefern. Zusammen mit der expliziten Einbeziehung von Vertreter*innen der Nachbarschaft und der breiteren Öffentlichkeit in die Verwaltungs- und Organisationsstruktur böten sie eine Garantie, dass eventuelle rekommunalisierte Bestände dauerhaft im gesellschaftlichen, demokratisch verwalteten Eigentum verblieben und auch bei politischen Richtungswechseln nicht wieder veräußert werden könnten.
Hintergrundbild: Philip Wolmuth