Die Aktion „Gemeingut statt Leerstand“
  • Presseauflauf bei unserer Aktion in der Habersaathstr. 48, Berlin-Mitte. ©SBS
  • Zu jedem Standort der Aktion wurden Factsheets mit Hintergründen und der Geschichte der Leerstandimmobilie erstellt. ©SBS
  • Unterstützenswerte Forderung der Nachbarschaftsinitiative IG HAB. ©IG_HAB
  • Der Leerstand des imposanten Jugendstilbaus in Schöneberg ist berlinweit bekannt. ©SBS
  • Das „Geisterhaus Friedenau“ steht seit 30 Jahren zur Hälfte und seit 15 Jahren komplett leer. ©SBS
  • Die Frauen der Nachbarschaftsinitiative kämpfen seit sechs Jahren für den Erhalt und ein gemeinschaftliches, integratives Hausprojekt. ©SBS
  • Der Altbau mit Vorderhaus, Seitenhaus und Hinterhaus in der Hasenheide 47 in Kreuzberg ist fast vollständig entmietet und leer. ©SBS
  • Anwohner:innen berichten von ihren Wahrnehmungen der langjährigen Entmietung.
  • Gesprächsrunde mit dem Sozialbündnis Alt-Treptow. ©SBS
  • „Ist Treptow Köpenick gegenwärtig das El Dorado der Investoren?“ ©SBS
  • Protest gegen einen der berüchtigsten Vermieter in Berlin ©SBS
  • Die Waltraudstraße 15 in Zehlendorf-Steglitz war Startpunkt der 12teiligen Aktion. Collage von Gerd Thier (Mieter im Haus).
  • Mieter:innen der Waltraudstr. 45 in Dahlem berichten über ihren aktuellen Erfolg: den Stopp des geplanten Abrisses des noch teilbewohnten Hochhauses. ©SBS

In den Monaten August, September, Oktober 2021 hat die Stadtbodenstiftung im Rahmen des Berliner Projektfonds „Urbane Praxis“ und der Plattform „Draussenstadt“ die Aktionsreihe „Gemeingut statt Leerstand“ durchgeführt. In allen 12 Berliner Bezirken wurde an je einem Standort des spekulativen Immobilienleerstands mit einer künstlerischen Audio-Installation das Gespräch mit den Anwohner:innen über die Geschichte und Situation des Leerstands und die Möglichkeiten einer alternativen, gemeinwohlorientierten Nutzung gesucht. Die Aktion fand in Kooperation mit den Künstlerinnen Teresa Hoffmann und Lena Kocutar statt. Aus diesem interessanten Stimmenfang und den Bildern der verschiedenartigen Immobilienleerstände wird ein experimenteller Kurzfilm entstehen. Die Premiere ist gegen Ende des Jahres geplant.

Ungehinderte Bodenspekulation birgt sozialen Konfliktstoff

So unterschiedlich die räumlichen Kontexte, so unterschiedlich die leerstehenden Immobilien in den verschiedenen Lagen der Berliner Bezirke auch sind, ist nochmals lebhaft deutlich geworden: Berlin hat ein immenses – teilweise auch sehr hart umkämpftes – Mietenproblem. Und die spekulativen Leerstände nehmen durch die steigenden Bodenpreise aufgrund der lukrativen Profiterwartungen zu. Leerstand, Abriss und Neubau und die absichtlich verzögerte Weiterveräußerung sind finanziell gewinnbringender für kapitalstarke Investoren als die Einkünfte aus einer bestehenden stabilen Vermietung. So birgt eine ungehinderte Bodenspekulation zunehmend auch sozialen Konfliktstoff.

Konzepte der Vergesellschaftung werden mehrheitlich befürwortet

Die Bürger:innen und Anwohner:innen haben durchaus Redebedarf. Den Umgang mit Immobilien mehr am Gemeinwohl vor Ort zu orientieren ist ein vielfach geäußerter Wunsch, und „Vergesellschaftung“ ist bei den betroffenen Anwohner:innen weniger ein Angst-Begriff als vielmehr ein Signalwort, das Hoffnung und Fantasien auf Zukunft weckt. Es ist an der Zeit in der Bodenfrage alternativen Konzepten und zivilgesellschaftliche Initiativen zu stärken. Die demokratisch organisierte Stadtbodenstiftung mit ihrem Ansatz Immobilien mit kollektiver finanzieller Unterstützung aus der Bürgerschaft anzukaufen, den Boden dauerhaft demokratisch als Stiftungseigentum zu verwalten und die Nutzungen der Gebäude und Infrastrukturen via Erbbaurecht möglichst günstig an Mieter:innen von Wohnraum, Kleingewerbe oder soziale wie kulturelle Nutzungen zu vergeben, hat ein erwartet großes Interesse bei den befragten Bürger:innen in allen Berliner Bezirken vorgefunden.

„Das Ziel der Aktion „Gemeingut statt Leerstand“ war mehrdimensional: Erstens wollten wir uns als Stadtbodenstiftung vorstellen und die Idee eines zivilgesellschaftlichen Bodenfonds für Berlin mit den Menschen der Stadt diskutieren. Zweitens wollten wir an konkreten Beispielen von Leerstand veranschaulichen, wie die Stadtbodenstiftung wirken kann und ausloten in welchen der Fälle von Leerstand, die Stadtbodenstifung eine Partnerin sein könnte. Drittens ging es uns darum, sich kennenzulernen, mit den verschiedenen Initiativen vor Ort zu vernetzen und zu schauen, wie man sich gegenseitig unterstützen kann.“ Marieke Prey, Projektleitung

Im obenstehenden Slider werden einige Standorte des spekulativen Leerstands, die wir besucht haben, vorgestellt. Gerade im Innenstadtbereich werden von einigen dubiosen Investor:innen/Eigentümer:innen Entmietungskämpfe mit zunehmender Vehemenz und Rücksichtslosigkeit geführt. Selbst Presseöffentlichkeit oder politisches Handeln auf Bezirksebene kann oftmals die jahrelangen, skandalösen Leerstände nicht verhindern oder beenden. Ein bedrückendes Phänomen, das auch in attraktiven Randlagen der Stadt durchaus schon zu vorzufinden ist.

Projektpräsentationen

Eine ausführlichere Projektdarstellung mit den Details und Hintergründen zu den einzelnen Leerstandsorten, Infos zu unseren Gesprächspartnern vor Ort, mit Audios von Statements der Bürger:innen werden wir demnächst auf unserer Webseite veröffentlichen. Für die Besucher:innen der Gründungsfeier der Stadtbodenstiftung (Freitag, den 29. Oktober) wird eine kleine Ausstellung der Aktion zu sehen sein und es kann mit den Künstlerinnen und Projektverantwortlichen gesprochen werden. Die Premiere des entstehenden Kurzfilms soll Freitag, den 17. Dezember stattfinden. Wir werden dazu öffentlich einladen.

Ein herzliches Dankeschön!

Die Stadtbodenstiftung bedankt sich bei allen Besucher:innen der Aktion „Gemeingut statt Leerstand“ und den Mitwirkenden vor Ort, insbesondere aber bei den Künstlerinnen Teresa Hoffmann Lena Kocutar für ihr tatkräftiges Engagement und erfolgreiches Wirken.

Presse: „Proteste gegen den Leerstand von Wohnungen“, 13.09.2021 in MieterEcho Online

Das Projekt „Gemeingut statt Leerstand“ wird gefördert vom Projektfonds „Urbane Praxis“