Ein Community Land Trust, wie ihn die Stadtbodenstiftung umsetzen will, wäre in Deutschland zwar ein Novum, international gibt es jedoch bereits eine Vielzahl an CLT-Projekten, die die Stadtbodenstiftung inspirieren und ermutigen, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Im Rahmen des Blogs sollen nun einige dieser Community Land Trusts vorgestellt werden.
Von der Nachbarschaftsinitiative zur selbstverwalteten Wohnungsgesellschaft:
WECH in London
Die Geschichte der Walterton & Elgin Community Homes (WECH) aus London ist ein besonderes Beispiel dafür, wie aus zivilgesellschaftlichem Protest und Aktivismus dauerhafte Strukturen erwachsen können, die bezahlbaren Wohnraum und nachbarschaftliche Mitbestimmung sichern. Als in den 1980er Jahren, WECH, eine Großsiedlung des sozialen Wohnungsbaus in der Londoner Innenstadt privatisiert werden sollte, wehrten sich die Bewohner*innen erfolgreich dagegen und schafften es nach jahrelangen Auseinandersetzungen im Jahr 1992 schließlich, die damals gut 900 Wohnungen in Selbstverwaltung zu übernehmen. WECH ist ein Pionier der nachbarschaftlichen Selbstverwaltung und hat sich mittlerweile der Londoner CLT-Bewegung angeschlossen.
Heute gehören zu WECH als Community Land Trust 640 Wohnungen, davon 496 Mietwohnungen sowie 144 sogenannte „leasehold households“. Letztere haben die Wohnungen im Rahmen eines in der Regel auf 125 Jahre ausgelegten Erbbaurechtverhältnisses vom Westminster City Council erworben. Zudem gibt es innerhalb von WECH ein Community Center, ein Büro und drei Geschäfte. Derzeit sind außerdem 43 weitere Wohneinheiten im Bau. Als durch die Mieter*innen selbstverwaltetes Wohnungsunternehmen wird WECH durch ein Gremium verwaltet, in welchem stets 14 Vertreter*innen Mitglied bei WECH sein müssen und die Bewohner*innen immer die Mehrheit stellen müssen. Darüber hinaus können bis zu 6 Personen aufgrund ihrer Expertise durch das Gremium zu Vertreter*innen ernannt werden.
Das Vorkaufsrecht kollektiv ausgeübt
Die Beteiligung der Mieter*innen wird durch eine Reihe von Mitteln wie Newslettern über Nachbarschaftsfeste bis zu Versammlungen gefördert. Darüber hinaus beschäftigt WECH einen „Community Worker“, der Mieter*innen bei wohnungsbezogenen Problemen hilft und Nachbarschaftsprojekte initiiert und unterstützt.
Best-Practice-Beispiel: WECH ist in seiner Entstehungsgeschichte als CLT besonders für den Berliner Kontext ein überaus interessantes Beispiel der Selbstorganisierung von Mieter*innen im sozialen Wohnungsbau, bei welchem die Mieter*innen ihr – eigentlich für Einzelpersonen konzipiertes – Right to Buy (Vorkaufsrecht) kollektiv ausübten. So konnte WECH sich von einer Nachbarschaftskampagne zu einer professionell agierenden, durch die Mieter*innen selbstverwalteten Wohnungsgesellschaft entwickeln.